--Am Ende ist es doch so: Wir wollen im Grunde nichts anderes, als einem anderen Menschen näher zu sein. Das ganze restliche Theater, wenn wir versuchen Distanz zu wahren, demonstieren, dass uns die anderen egal sind, ist meistens reiner Blödsinn. Also suchen wir uns die Menschen aus, denen wir nahe sein wollen. Und wenn wir diese Menschen einmal gewählt haben - bleiben wir meistens in ihrer Nähe. Egal, wie sehr wir ihnen auch weh tun. Die Menschen, die am Ende eines Tages noch bei einem sind, das sind diejenigen, die es wert sind, dass manbei ihnen bleibt. Natürlich kann man sich auch zu nah kommen - andererseits ist es manchmal genau das, was man braucht: sich jemandem ganz nah zu fühlen.
Menschen haben an den überraschensten Stellen Narben. Sie sind so etwas wie geheime Strassenkarten ihrer persönlichen Geschichte. Ein Diagramm alter Verletzungen. Die meisten Wunden heilen und es bleibt nichts weiter als eine Narbe zurück – manche jedoch heilen nicht. Manche Verletzungen tragen wir ständig mit uns herum auch wenn sie schon lange her sind – halten die Schmerzen an. Vielleicht haben uns unsere alten Wunden etwas zu erzählen. Sie erinnern uns daran wie wir damals waren und was wir überstanden haben. Sie lehren uns was wir in der Zukunft vermeiden sollen. Zumindest hätten wir das gern. Aber leider ist das nicht so, oder? Es gibt Dinge die müssen wir einfach immer wieder durchmachen – immer, immer, immer wieder.
Niemand glaubt, dass sein Leben nur irgendwie, so ganz okay, verlaufen würde. Wir glauben alle, dass aus uns etwas Besonderes wird und von dem Tag an, an dem wir uns entschieden haben Helden zu werden, sind wir von hoher Erwartung. Wir erwarten von uns, dass wir neue Wege beschreiten, dass wir Menschen helfen, dass wir etwas bewegen. Wir haben hohe Erwartungen an den Menschen, der wir sein möchten - wohin wir gehen werden - und irgendwann kommen wir an.